Vor Jahren wurde unsere Gastherme gewartet, und zwar durch einen Heizungstechniker, der recht forsch auftrat und mir von oben herab begegnete: „Junge Frau, wissen Sie, wo der Hauptschalter ist?“.
Ja, das hätte ich ihm wirklich gern gesagt. „Äh - tut mir leid, entschuldigen Sie...ich weiß jetzt auch nicht wirklich Bescheid...“
Kennen Sie das auch? Den Moment, kurz bevor Sie in den Stress abrauschen? Wenn Sie sich gerade noch so beherrschen können – und dann geht es doch nicht mehr? Nach dem Process Communication Model® ist das unser „Antreiber-Verhalten“. Danach geht es dann zügig runter in den „Keller“, und im Keller sein, das heißt: im Distress sein. Im Antreiber haben wir sozusagen schon die Hand auf der Kellerklinke.
Wenn wir im Antreiber sind, sind wir nicht mehr in der ausgewogenen Okay-Okay-Haltung.
Ich selbst bin Basis-Empathikerin. In meinem Antreiber, dem „Mach’s-recht-Antreiber“ empfinde ich: Du bist okay – ich bin nur okay, wenn ich es dir recht mache! Dann entschuldige ich mich viele Male und werde unsicher.
Ich hatte keinen Schimmer, was der Installateur mir erzählte und was er eigentlich von mir wollte. „Wenn jetzt Weihnachten das Wasser abgestellt wird, was machen Sie dann?“ raunzte er mich an.
Und ich fiel innerlich die Kellertreppe runter – in mein persönliches Stressmuster, den Jammerer. Bei dem Gedanken, Weihnachten ohne Wasser dazusitzen, setzte mein klares Denken aus. Tiefes, zitterndes Einatmen, seufzendes Ausatmen. Kloß in der Kehle, Blick zum Boden. Ich stieß mich am Türrahmen und entschuldigte mich dafür. Mir kamen die Tränen. „Ich bin aber auch blöd.“
Als mein Mann später fragte, was mit der Gastherme sei, jammerte ich: „Ich weiß nicht ... Der Typ hat irgendwas davon gesagt, dass Weihnachten das Wasser abgestellt wird!“
Mein Mann nahm mich erst mal in den Arm – „Ach, du mein lieber Schatz“ – kochte mir dann einen Tee und setzte sich mit mir hin.
Durch sein Nachfragen wurde klar, dass der Heizungstechniker hatte wissen wollen, ob ich fähig sei, die Therme bei einer Fehlermeldung selbst wieder in Gang zu bringen. Und das zum Beispiel an einem Feiertag, wo ich so schnell keine Hilfe von seiner Firma bekomme.
Mir als Basis-Empathikerin hat die liebevolle Annahme meines Mannes geholfen, aus meinem Distress-Keller wieder nach oben zu kommen. Anerkennung als Person – als die Person, die ich bin – das brauche ich. Das lädt meine innere Batterie wieder auf. Eine Tasse Tee hilft ebenfalls, wenn ich sie mit einem lieben Menschen trinken darf, der mir zuhört und Verständnis zeigt.
Ja, das Leben wäre leichter, wenn alle Menschen so ticken würden wie ich. Dem ist aber nicht so. Und was mich in Stress versetzt, lässt andere kalt. Es gibt verschiedene Stressmuster: neben dem Jammerer gibt es den Angreifer und den Schuldzuweiser.
Vor allem gibt es verschiedene „Vorboten“ für Stress: sechs verschiedene Antreiber.
Auch der Heizungstechniker hat – genervt durch meine zaghafte Aneinanderreihung von Entschuldigungen – seinen eigenen Antreiber gezeigt „du musst stark sein für mich“: „Na, was machen Sie dann? Halten Sie das aus – kein Wasser an den Feiertagen?“ Ich bin Okay – du bist nur okay, wenn du stark bist für mich. Das ist der Antreiber des Basis-Machers.
Heute bin ich vertraut mit dem Process Communication Model® und lerne, Antreiber-Verhalten zu erkennen, bei mir und meinen Mitmenschen.
Immer öfter gelingt es mir, dadurch Misskommunikation abzuwenden. Als ich neulich bei der Sanitärfirma nachfragte, wann denn unser Waschbecken geliefert wird, behauptete sein Kollege am anderen Ende der Leitung, bei ihm läge weder meine Bestellung noch mein Waschbecken. Da musste ich einmal durchatmen. Statt aber zu sagen: „Eigentlich war das besprochen – tut mir leid, könnten Sie vielleicht noch mal nachsehen?“ konnte ich sagen:
„Schauen Sie nach. Bringen Sie es her, montieren Sie es an. Ich brauche das Waschbecken morgen.“ Und was soll ich sagen – er sah nach, es war da. Am nächsten Tag war das Waschbecken montiert.
Lernen auch Sie Ihren Antreiber kennen – und die Antreiber Ihrer Mitmenschen! Um Misskommunikation abzuwenden, um gelingende Kommunikation zu gestalten.
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Charlotte Zierau
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